Lauter Buchstabengedichte - N n

Kirsten Karneol

cover N
N n
Nudeltraum

Einst wohnte im schönen Nizza
eine Nudel auf einer Pizza.
Die wohnte da nicht erst seit gestern
zusammen mit ihren neun Schwestern.

Eine Nudel in solcher Lage
stellt sich manches Mal schon die Frage,
was denn im Leben der Sinn ist,
wenn man eines Tages doch hin ist.

Und irgendwann fiel es ihr ein:
„Das kann der Sinn des Lebens sein:
Ich werde in die Schule gehen
als Nadel und ich lerne nähen.

Ich bin innen drinnen hohl,
da kann hindurch ein Faden wohl.
Das Nähen ist ein Kinderspiel!
Wer nichts probiert, der kann nicht viel.“

Und nachher mitten in der Nacht
hat sie sich dann davon gemacht.
Die Nudelschwestern weinten sehr,
der Abschied war für alle schwer.

Ja nun fragt sich jeder: Wann …
unsre Nudel nähen kann.
Nun, die Nudel fand im Nu
einen Faden auch dazu.

Und am Ende von dem Fädchen
entdeckte sie ein kleines Mädchen,
das mit einer Nadel fein
stach in einen Stoff hinein.

Die Nudel konnte nun erkennen,
was Nadeln wohl und Nudeln trennen:
Die Nadel hatte oben doch
und nicht innen drin ein Loch.

Da staunte unsre Nudel nun
und konnte überhaupt nichts tun
Sie schaute nur beim Nähen zu
und sagte sich: „Nanu, nanu ...“

© Kirsten Karneol 2015